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Zu Beginn des Jahres 2011 präsentiert das Deutsche Guggenheim mit All Access World neue Arbeiten der in New York lebenden korsischen Künstlerin Agathe Snow. Die Skulpturen und großformatigen Collagen entstanden im Rahmen der Auftragsarbeiten, die seit 1997 von der Deutschen Bank und der Solomon R. Guggenheim Foundation an zeitgenössische Künstler vergeben werden.
Agathe Snow verwandelt in ihrer ersten großen Einzelschau die Ausstellungshalle Unter den Linden in ein multimediales Experimentierfeld. Thema dieser 16. Auftragsarbeit für das Deutsche Guggenheim sind Denkmäler, Wahrzeichen und historische Stätten überall auf der Welt sowie die Art und Weise, wie diese die kollektive Erinnerung prägen und als machtvolle Symbole der nationalen Identität dienen. Snow lotet die Möglichkeiten aus, diese eher didaktischen Aspekte zugunsten einer flexiblen Vielfalt aufzugeben. Die Denkmäler erlangen so größere Bedeutung für die Gegenwart und werden zu Vehikeln des kulturellen Austauschs. Dieser utopische Anspruch motivierte die Künstlerin zur Gründung der fiktiven Organisation All Access World, die Denkmäler zum Gegenstand eines enttabuisierten Prozesses der Aneignung und Veränderung macht und sie als Konsumprodukte neu konzipiert, die je nach Geschmack, Interesse und Erfahrung individuell angepasst werden können.
All Access World illustriert Snows vielseitigen künstlerischen Ansatz, der die Betrachter in eine Landschaft aus Skulpturen, Wandcollagen, Videoarbeiten und interaktiven Performances einbezieht. Denkmäler sind für Snow überhöhte skulpturale Objekte, zusammengesetzt aus geometrischen Figuren wie Pyramiden, Kuppeln und Säulen. Aus diesen archetypischen Formen konstruiert sie neue Werke, die nun in dem temporären 'Showroom' von All Access World im Deutsche Guggenheim zu sehen sind. Die Betrachter sind aufgefordert, sich unmittelbar mit diesen Skulpturen auseinanderzusetzen, sie auf dem mit einer verzerrten Weltkarte versehenen Boden neu zu verteilen und so die Ausstellung ständig zu verändern. Den Hintergrund dieses wandelbaren Tableaus bilden großformatige Collagen, die Denkmäler aus dem Bestand von All Access World zeigen, während eine Folge von Videos direkte Begegnungen mit diesen ikonenhaften Bauwerken dokumentiert.
Agathe Snow wurde 1976 auf Korsika geboren und lebt und arbeitet in New York. In ihrer Arbeit verbinden sich Visionen von Apokalypse mit dem Glauben an die erlösende Kraft der Kreativität und des Gemeinsinns des Menschen. Snows Performances, die von karnevalistischen Banketts bis zu Tanzmarathons reichen, fungieren als Modelle für sozialen Austausch und werden stets mit leidenschaftlichem konzeptuellen Engagement aufgeführt. Interaktive Elemente und ausgeklügelte Fiktionen bilden auch die Grundlage ihrer skulpturalen Installationen, die sie aus einem scheinbar unerschöpflichen Vorrat an Alltagsgegenständen und Fundstücken fertigt. Mit Farbe und Gips und der Technik der Collage verwandelt sie die Objekte und die mit ihnen verbundenen Geschichten in assoziationsreiche neue Formen, die sich im Verlauf der Ausstellung weiterentwickeln und verändern.